Geschichte

Das Gebiet des Siebenbürgischen Kirchendistrikts deckt sich von Anfang an mit dem Gebiet des historischen Siebenbürgens. Im Norden wird von dem Lápos-Gebirge, im Osten und Süden von den Karpaten, im Westen von dem Siebenbürgischen Sziget-Gebirge umgegeben. In diesem Gebiet entstand in der Mitte des 16. Jahrhunderts als Rechtsnachfolger der Siebenbürgischen Bistums eine sächsische und eine ungarische reformatorische Superintendentur. Allerdings in der ungarischsprachigen Kirche verbreitete sich schon früh die helvetische Richtung der Reformation und im Jahr 1564 wurde die ganze Superintendentur reformiert.

Am Ende der 60-er ging die Mehrheit der Gläubiger und Pfarrer infolge der Tätigkeit von Fraz Hertel Davidis, Giorgio Blandrata und Caspar Helth zum antitrinitarischen Glauben über. Dank dieser konfessionellen Vielfalt erklärte der Siebenbürgische Landtag 1568 für die katholischen, lutherischen, reformierten und unitarischen Kirchen die Religionsfreiheit.

1574 spalteten sich die Unitarier der früheren Kirchenorganisation ab und gründeten ihre eigene Kirche. Franz Davidis wurde zum Bischof gewählt. 1577 organisierten sich auch die reformierten Pfarrer und wählten András Sándor Tordai zum Bischof. Dadurch gab es in Siebenbürgen zwei ungarischsprachige protestantische Kirchen. Ende des 16. Jahrhunderts die Reformierten organisierten sich in 8 Kirchenkreisen. Zu dieser Zeit betrieb die Reformierte Kirche renommierte Schulen in Neumarkt (Marosvásárhely), Weißenburg (Gyulafehérvár), Großenyed (Nagyenyed), Szekler Neumarkt (Kézdivásárhely), Dimrich (Déva) und Fugreschmarkt (Fogaras).

Im 17. Jahrhundert entwickelte sich dank der Unterstüzung der reformierten Fürsten rasant die reformierte Kirche. Z.B. wurde in der mehrheitlich unitarischen Klausenburg eine neue reformierte Gemeinde gegründet. Gábor Bethlen übergab die ehemalige Franziskanerkirche aus der Wolfgasse an die Klausenburger Reformierten und György Rákóczi I. renovierte sie. Die Zahl der Kirchenkreise stieg auf 14.

Gábor Bethlen erhob im Jahr 1622 die Schule aus Weißenburg in den Rang von Collegium Academicum. Dieses Collegium wurde vor der Tataren-Gefahr nach Großenyed verlagert. In Klausenburg erhob sich die Schule durch die Tätigkeit von János Apácai Csere in den Rang von Hochschule. In Oderhellen (Székelyudvarhely) gründete János Bethlen im Jahr 1670 ein Collegium. 1672 verlegt Mihály Apafi das Collegium aus Sárospatak vor der gegenreformatorischen Verfolgung nach Weißenburg. Durch diese Schulen erreichte die geistliche und intellektuelle Bildung in Siebenbürgen ein neues Niveau.

Im 18. Jahrhundert stellte die katholische Habsburgische Regierung die Reformierte Kirche vor große Herausforderungen. Um ihr Interesse zu schützen, begründete die Kirche das Landeskonsistorium, das als Vorläufer des heutigen Direktorialrats (Igazgatótanács) angesehen werden kann. Trotz der regionalen und wirtschaftlichen Verluste gegenüber der Katholischen Kirche konnte die Reformierte Kirche mittels diesem Gremium ihre Rechte bewahren. In 20-er Jahren etablierte sich die Tradition der successio. Im Falle des Ablebens des Bischofs übernahm der Bischofsvikar seine Aufgaben, bis die Synode einen neuen Bischofsvikar wählte.

Die Zahl der reformierten Schulen stieg weiter. Die Schule aus Weißenburg wurde im Jahr 1714 nach Neumarkt gebracht, im 1799 die Schule aus Broos (Szászváros) unter die Zuständigkeit des Landeskonsistoriums fiel. Diese Einrichtungen, zusammen mit zahlreichen Kirchengemeinden, fungierten als herausragende Forschungsstätten für viele Intellektuelle. In diesem Jahrhundert betrieben alle Gemeinden und einige Filialen Grundschulen, in denen die Schülerinnen und Schüler das Lesen und Schreiben erlernten sowie die Grundlagen des reformierten Glaubens.

Die Reformierte Kirche betrieb immer eine Druckerei, zeitweise sogar zwei, die für Herausgabe von Gesangbüchern, Predigtbüchern, Gebetsbüchern und Lehrbüchern sorgte.

Nach 1848 ging die Bedeutung der Adeligen für die Erhaltung der Gemeinden stark zurück, während die freigewordenen Leibeigenen durch ihre Spenden die Kirche mitfinanzierten.

Nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich (1867) begann eine Modernisierung des Kirchenwesens. Als Ergebnis wurden die Synode und das Landeskonsistorium im Jahr 1872 zusammengeführt und die Landeskirchenversammlung gebildet, deren Exekutivkomitte der Direktorialrat wurde.

Während der Synode in Debrecen im Jahr 1884 wurde Siebenbürgen als fünfter Kirchendistrikt in die Ungarische Reformierte Kirche aufgenommen, wobei er seine eigenen Gesetze weiterhin behielt.

In dieser Zeit erhielten immer mehr Kirchengemeinden und Konfessionsschulen staatliche Unterstützung. Während der Amtszeit von Bischof Domokos Szász (1885–1899) wurden viele neue Kirchen, Pfarrhäuser und Schulen gebaut. Auch ist es seinen beharrlichen Bemühungen zu verdanken, dass die Theologische Fakultät der reformierten Kirche in Klausenburg (1895) gegründet wurde.

Ab dem Frühling 1919 wurde der Reformierte Kirchendistrikt Siebenbürgen unter die Herrschaft Rumäniens gestellt, und nach der Unterzeichnung des Trianon-Vertrags (1920) schwor Bischof Károly Nagy dem König die Treue. Die Kirche, die doppelt (religiös und national) in die Minderheit geraten war, spürte bald das erdrückende Gewicht des Imperiumwechsels.

In der Zwischenkriegszeit erneuerte sich die Kirche geistlich. Bischof Sándor Makkai organisierte die karitative Arbeit im institutionellen Rahmen des Diakonissen-Instituts (1927). Geleichzeitig bot die Theologische Fakultät durch ihre renommierten Professoren und Lehrer niveauvolle theoretische und praktische Bildung für die künftige Pfarrer.

Nach dem zweiten Wiener Schiedsspruch (30. August 1940) wurde der nördliche Teil unseres Kirchendistrikts unter der Leitung von Bischof János Vásárhelyi in die Ungarische Reformierte Kirche zurückgegliedert. Dadurch blühte das von der Unterdrückung befreite kirchliche Leben wieder auf. Es konnten wieder Konferenzen und weitere kirchliche Veranstaltungen problemlos organisiert werden. Auch in dieser Zeit entfaltete sich die Diasporaarbeit der Theologiestudenten. Der südliche Teil des Distrikts, der in Rumänien verblieb, wurde von dem Bischofsvikar Ferenc Nach mit dem Sitz in Großenyed verwaltet.

Im Jahr 1945 wurden die beiden Teile des Kirchendistrikts wieder vereint und die reformierte Kirche in Siebenbürgen spürte zunehmend den Druck der aufkommenden kommunistischen Diktatur. Die Landreform von 1945 nahm einen weiteren Teil der Gemeinde- und Schulgrundstücke weg, während der Rest in den folgenden Jahrzehnten den entstehenden Produktionsgenossenschaften übergeben werden mussten. Im Jahr 1948 wurden alle konfessionellen Schulen mit ihrer gesamten Ausrüstung und Immobilienvermögen verstaatlicht. Im Jahr 1951 mussten die alten Gemeinderegister (vor 1895) an die örtlichen Volksräte abgegeben werden, wobei sie später sie in die Bezirksarchive des Staatsarchivs kamen.

Mit der Machtergreifung der Kommunisten begann in Siebenbürgen eine der schwersten Kirchenverfolgungen der modernen Geschichte. Der politische Geheimdienst (Securitate) überwachte ständig die Pfarrer. 1952 und besonders 1956 wurden zahlreiche Pfarrer, die der reformierten und anderen Minderheitskirchen angehörten, verhaftet. Durch verschiedene, meist konstruierte Prozesse wurden viele Menschen zu Zwangsarbeit im Donaukanal verurteilt oder in politischen Gefängnissen gefangen gehalten. Die meisten von ihnen wurden 1964 im Rahmen einer allgemeinen Amnestie freigelassen, als Rumänien erstmals einen Kredit von den USA erhielt, mit der Bedingung von Freilassung politischer Gefangener. Dann wiederholte sich die Geschichte: es kam die Zeit der unvermerkten und immer stärker werdenden Unterdrückung. Die Pläne der Ceauşescu-Diktatur zur Zerstörung von Dörfern trafen das Leben unserer Kirche schwer.

Nach der Wende von 1989 konnte der Aufbau der Kirche von Neuem beginnen. Die Restitution der unrechtmäßig enteigneten kirchlichen Grundstücke ist eine grundlegende und bis heute ungelöste Frage. Da fast alle Mitglieder unserer reformierten Kirche zur ungarischen ethnischen Minderheit gehören, betrifft die Achtung der Rechte von ethnischen Minderheiten direkt unsere Kirche. Die antimagyarischen Äußerungen zwingen unsere Kirche oft dazu, sich gegen jede Verletzung der Menschenwürde und der freien Religionsausübung auszusprechen.

Trotz der Schwierigkeiten geht der langsame Gemeindebau natürlich weiter. Die Gemeindearbeit besteht heutzutage nicht nur aus den Aktivitäten innerhalb der Kirchengebäuden. Dank der Solidarität und Unterstützung der örtlichen Gläubigen, der Geschwisterkirchen im Mutterland, im Westen und Übersee, werden nach und nach unsere Institutionen wiederbelebt, in denen unsere Kirche ihre erzieherische, diakonische und missionsorientierte Arbeit verrichten kann.

Die infolge des Trianoner Friedensdiktats zersplitterte Ungarische Reformierte Kirche, die in 10 Kirchendistrikte aufgeteilt wurde, verrichtet seit 2004 ihre Arbeit für das Kommen des Reiches Gottes im Rahmen einer neuen Zusammenarbeit unter dem Namen Ungarischer Reformierter Generalkonvent aus dem Karpatenbecken (Kárpát-medencei Magyar Református Generális Konvent) – kurz: Generalkonvent.

Heute gibt es in dem Siebenbürgischen Reformierten Kirchendistrikt 15 Kirchenkreise mit 505 Muttergemeinden, darunter 84 städtische und 421 ländliche Gemeinden, 85 Filialgemeinden und 553 Diaspora-Gemeinden. Insgesamt gibt es 521 unabhängige Einheiten in 1143 Siedlungen. In diesen Einheiten sowie in Krankenhäusern und Bildungseinrichtungen sind insgesamt 532 pastorale und 814 nicht-pastorale Mitarbeiter tätig.

Zu Beginn des laufenden Jahres betrug die Mitgliederzahl unseres Kirchendistrikts 291.939 Mitglieder, 4002 weniger als im Vorjahr. Dieser jährliche Rückgang in dieser Größenordnung stagniert seit den letzten drei Jahren. Die größte Gemeinde ist die I. Burgkirche in Sankt Georgen (Sepsiszentgyörgy) mit 4420 Mitgliedern, die kleinste Gemeinde mit einem vollbeschäftigten Pfarrer ist Farnas mit 33 Mitgliedern. Die größte „reformierte Stadt“ ist Neumarkt am Mieressch mit 24.070 Mitgliedern, gefolgt von Klausenburg mit 20.963 Mitgliedern, Sankt Georgen mit 13.877 Mitgliedern, Oderhellen mit 7.508 Mitgliedern und Szekler Neumarkt mit 3.595 Mitgliedern.